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Technikantinnen berichten

Frauke: Frauke berichtet aus ihrem Technikum


Technikantin 2018/2019

Technikantin Frauke

Mein Name ist Frauke, ich habe 2018 mein Abitur an der IGS Aurich im naturwissenschaftlichen Profil gemacht. Meine Leistungskurse Mathematik, Chemie und Biologie haben mich schon immer begeistert, aber auch mein mündliches Prüfungsfach Pädagogik hat mir immer Spaß gemacht. Nach dem Abitur war ich hin- und hergerissen, ob ich einen technischen oder einen sozialen Studiengang belegen möchte, weil ich Bedenken hatte, dass mir in einem technischen Beruf die sozialen Aspekte fehlen könnten.

Deshalb entschied ich mich, zu einem Beratungsgespräch an die Hochschule Emden/Leer zu gehen. Während des Gesprächs stellte sich schnell heraus, dass ich für die sozialen Studiengänge zu „pragmatisch" war, die technischen Studiengänge aber noch zu fremd für mich waren. Die Studienberatung schlug mir das Niedersachsen Technikum vor, um Erfahrungen in diesem Bereich zu sammeln. Bevor ich mich für das Niedersachsen-Technikum beworben habe, habe ich recherchiert und mir war schnell klar, dass ich den Studiengang Maschinenbau und den Beruf des Ingenieurs kennenlernen möchte. So kam es, dass ich zum Wintersemester 2018/2019 das Niedersachsen-Technikum an der Hochschule Emden/Leer in Kooperation mit der Firma Weener Plastik begonnen habe.

Weener Plastik ist ein Hersteller von innovativen Kunststoffverpackungen, wie zum Beispiel die Deckel von zahlreichen Shampooflaschen, Honigflaschen und Cremes. Die ersten zwei Monate wurde ich in der Abteilung Qualitätssicherung eingesetzt. Dort werden die fertigen Teile aus der Produktion vermessen, gewogen und auf weitere Eigenschaften geprüft. So lernte ich schnell die Produktion und vor allem die anderen Mitarbeiter kennen, die mich immer ernst nahmen und versuchten, mir zu helfen und meine Fragen zu beantworten. Danach wurde ich dem Werkzeugbau zugeteilt. Hier werden keine Werkzeuge wie Hammer oder Schraubendreher hergestellt, sondern die Spritzgusswerkzeuge für die Produktion der Kunststoffverpackungen. In dieser Abteilung lernte ich viele Bauteile wie Zahnräder, Dichtungen und Wellen, aber auch Fertigungsverfahren wie Fräsen, Drehen und Bohren kennen. Dies hat mir im Nachhinein auch sehr im Studium geholfen, da es Teile der Vorlesungsinhalte waren und ich mir diese somit nicht nur theoretisch aneignen musste, sondern bereits praktische Erfahrungen damit hatte. Nach einigen Wochen im Werkzeugbau hatte ich endlich das Gefühl, angekommen zu sein. Von da an fühlte sich die Vorstellung Maschinenbau zu studieren und als Ingenieurin zu arbeiten nicht mehr so fremd an, da ich mir ein Bild von mir selbst in diesem Beruf machen konnte. Nach dem halben Jahr war mir auch klar, dass die soziale Komponente in einem technischen Beruf nicht die gleiche ist wie in einem sozialen, aber trotzdem sind gerade in technischen Betrieben Kommunikation und Zusammenarbeit enorm wichtig, um Projekte erfolgreich abschließen zu können. So konnte ich bereits zu diesem Zeitpunkt die Entscheidung für ein Maschinenbaustudium treffen. Im Rahmen unseres wöchentlichen Hochschultages besuchten wir die Vorlesungen Mathe 1 und Konstruktionslehre 1 (Technisches Zeichnen), eine Vorlesung aus dem zweiten Semester des Maschinenbaustudiums. Dort waren räumliches Denken und ein gutes Vorstellungsvermögen gefragt. Genau diese Anforderungen habe ich bei der Vorstellung des Studiengangs "Soziale Arbeit" in der Studienberatung vermisst. Ein weiterer "Aha-Moment", dass ein Maschinenbaustudium das Richtige für mich ist, weil es mich in meinen persönlichen Interessen und Stärken fordert. Neben den Vorlesungen lernten wir auch viele technische Projekte von Studenten der Hochschule kennen, wie zum Beispiel das Solarboot oder auch den Hyperloop. Außerdem wurden Erzähl-Cafés organisiert, bei denen wir uns mit ehemaligen Technikantinnen und Studentinnen aus verschiedenen MINT-Studiengängen austauschen konnten und so auch Einblicke in Studiengänge erhielten, die wir nicht als erste Wahl in Betracht gezogen hätten.

Heute, drei Jahre später, studiere ich im vierten Semester Maschinenbau an der Hochschule Emden/Leer und kann sagen, dass ich die Teilnahme am Niedersachsen-Technikum keinen einzigen Tag bereut habe. Rückblickend hat mir die Möglichkeit, ein halbes Jahr lang "auszuprobieren" und mich selbst in einem zuvor fremden Beruf kennenzulernen, bei meiner Entscheidung enorm geholfen. Aber auch der Austausch mit den anderen Technikerinnen und Studentinnen gab mir viel Sicherheit, weil ich wusste, dass meine Zweifel und Sorgen auch von anderen Mädchen geteilt werden.