Technikantinnen berichten
Sonka: Vom Labor in die „Wildnis“
Nach dem Abitur war ich mir wie so viele meiner Mitschülerinnen und Mitschüler unsicher, wohin meine berufliche Zukunft mich führen würde. Meinen Traumberuf hatte ich noch nicht gefunden. Ich interessierte mich für viele verschiedene Fächer in der Schule, aber in Chemie gefiel mir, wie ich im Leistungskurs feststellte, das Experimentieren besonders. Die Alternativen Polizistin und Lehrerin, meine Kindheitsträume, konnten mich bis dahin nicht von sich überzeugen. Bevor ich weitere potenzielle Berufswege in meine Überlegungen einbezog, wollte ich in den Arbeitsalltag einer Chemielaborantin o.ä. hineinschnuppern.
Durch meinen Tutor erfuhr ich vom Niedersachsen-Technikum, tauschte mich mit einer ehemaligen Technikantin aus, die von ihren Erfahrungen ganz begeistert war, und bewarb mich an der Hochschule Emden/Leer um einen Technikumsplatz. Schließlich „landete“ ich bei der Sodasan Wasch- und Reinigungsmittel GmbH in Uplengen.
In den sechs Monaten war ich an der Entwicklung einer Schaumseife und eines neuen Duftes, „One Ocean“, für eine Flüssigseife und einen Raumduft beteiligt; in der Qualitätssicherung unterstützte ich meine Kolleginnen (Ja, ich hatte im Labor nur Kolleginnen, auch wenn ich in der naturwissenschaftlichen Branche tätig war ?) bei den anstehenden Kontrollen und im Bereich der Nachhaltigkeit berechnete ich CO2-Bilanzen.
Ich bemerkte mit der Zeit, dass die Tage, in denen ich ausschließlich im Labor mit Bechergläsern hantierte, um Produkte herzustellen, mich weniger ansprachen als diejenigen, an denen ich sowohl am PC als auch im Labor arbeitete. Zudem wurde mir klar, dass mir die reinen Labortage auch deshalb weniger gefielen, weil ich den ganzen Tag alleine arbeitete. Sich mit meinen Kolleginnen auszutauschen, wie es besonders bei der Berechnung der CO2-Bilanzen regelmäßig der Fall war, machte die Arbeitstage abwechslungsreicher. Dabei ist mir bewusst, dass der Arbeitsalltag nach einem Chemiestudium von der reinen Chemielaborantentätigkeit abweicht und sich das Aufgabenspektrum bei einem mittelständischen Unternehmen wie Sodasan nur teilweise auf andere, größere Betriebe der Branche übertragen lässt. Trotzdem genügte mir mein im Technikum gewonnener Einblick, um festzustellen, dass meine Begeisterung für Chemie nicht ausreicht, um einen Beruf in dem Bereich zu ergreifen.
Circa einen Monat nach Beginn des Technikums fiel mir ein Zeitungsinserat vom Landesamt für Geoinformation und Landesvermessung Niedersachsen (LGLN) ins Auge. Wie sich später herausstellte, ein Volltreffer. Die Behörde suchte sowohl Auszubildende zur Vermessungstechnikerin oder zum Vermessungstechniker sowie zur Geomatikerin oder zum Geomatiker als auch duale Studentinnen oder Studenten. Nach einiger Recherche bewarb ich mich auf alle ausgeschriebenen Stellen, wobei ich das duale Studium eindeutig favorisierte. Sollte es aber mit dem auf dem Ausbildungsmarkt beliebten dualen Studium „nicht klappen“, war die Ausbildung zur Vermessungstechnikerin und ein anschließendes Studium mein Plan B. Letztendlich lief alles glatt.
Als Vermessungstechnikerin vermisst man, vereinfacht gesagt, die Umgebung, wertet die Daten anschließend aus und pflegt diese ggf. ins Geoinformationssystem ein, sodass man sich sowohl draußen „in der Wildnis die Füße vertreten kann“ als auch im Innendienst am PC arbeitet. Im Innen- und Außendienst ist Teamwork gefordert, was viel Kontakt zu Kolleginnen und Kollegen mit sich bringt.
Um mir ganz sicher zu sein, werde ich nach dem Technikum Praktika beim Katasteramt und einem privaten Vermessungsbüro absolvieren, auch damit ich erste Kenntnisse erwerben und Erfahrungen sammeln kann. Ab dem 1. August 2020 beginne ich dann das abiStudiumGeoIT zur Vermessungstechnikerin beim LGLN am Standort Varel in Kooperation mit der Jade Hochschule Oldenburg.
Abschließend kann ich sagen, dass ich das Niedersachsen-Technikum nur empfehlen kann, weil es mir bei meiner Berufswahl entscheidend geholfen hat. Auch wenn es nicht die Chemiebranche geworden ist, bin ich dem technisch-naturwissenschaftlichen Bereich treu geblieben. Durch das Technikum konnte ich eine Entscheidung für meine berufliche Zukunft treffen.
Die Hochschultage haben auch ihren Teil dazu beigetragen, indem wir viel über technische Neuheiten erfahren und nebenbei einige Unternehmen der Region, z.B. die Meyer Werft und VW Emden, kennengelernt haben. Durch den Besuch von Vorlesungen und der Gesprächsrunde mit Studentinnen weiß ich schon vor dem eigentlichen Studienbeginn im Groben, was mich im Studium erwartet, sodass ich meinem dualen Studium mit dem Ausbildungsberuf der Vermessungstechnikerin und dem Studium der Angewandten Geodäsie mit Freude und Spannung entgegensehe.